Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 12.2018
Verschiedenes Meldungen

 

Batzen für die Kultur

Während die anderen noch wahlweise auf den Black Friday, den Nikolaus oder das Geschenke bringende Christkind warteten, war für die Karlsruher Kulturlandschaft bereits am 20. November Bescherung. Da beschloss der Gemeinderat nämlich eine Fülle von Änderungen der Verwaltungsvorlage zum neuen Doppelhaushalt und zeigte sich gegenüber weiten Teilen der in den Vorjahren durch Kürzungen gebeutelten Kulturszene recht spendabel.

Auf einen verbesserten Klang dürfen sich die Musikfans in Substage und Tempel freuen, wohin 50.000 beziehungsweise 60.000 Euro für notwendige Sanierungen und Erneuerungen der Tonanlagen fließen. Gefeiert werden darf im kommenden Jahr bei der GEDOK (90 Jahre, 20.000 Euro) und im ZKM (30 Jahre, 100.000 Euro). Unter verbesserten Bedingungen arbeiten können das Filmboard und das Kohi, wo Mittel für den Aufstieg des einzigen bezahlten Mitarbeiters in eine sozialabgabenpflichtige Stelle überfällig waren. Das P8 kommt erstmals in den Genuss eines institutionellen Zuschusses, was Planungssicherheit und auch Landesmittel in Aussicht stellt. Erstmals in die Förderung kommen auch der Verein Klangkunst in der Hemingway Lounge in der West- und das Café Nun in der Oststadt. Kleine Theater wie die Käuze und die Marotte profitieren vom neuen Haushalt, und der Werkraum kann den anstehenden Umzug auf das Alte Schlachthofgelände finanzieren. Die Theater, Film und Soziales verbindende Karlsruher Initiative zieht in das derzeit im Umbau zum Haus der Produktionen befindliche alte Kesselhaus, in dem das Tollhaus auch seine Zirkusakademie errichten will, deren Innenausbau von der Stadt mit 55.000 Euro unterstützt wird. Mit einer Zuschusserhöhung um 50.000 Euro wird dem Tollhaus auch die dauerhafte Etablierung des erfolgreich gestarteten ATOLL-Festivals für zeitgenössischen Zirkus ermöglicht werden.

Der weitaus größte Batzen, den der Gemeinderat im Bereich der Kultur mit in den Doppelhaushalt packte, wurde jedoch unter dem Thema "Kultur im Passagehof" beantragt. Dahinter verbergen sich die Kosten für den Umbau und den Einzug des Jazzclubs in das frühere Kurbel-Kino, womit auch der Kinemathek eine dauerhafte Sicherheit gegeben werden soll. Dass sich hier mit zwei gleichberechtigten Nutzern nun eine Partnerschaft anbahnt, die ähnlich harmonisch und konfliktfrei wie die jahrelange Partnerschaft zwischen Jubez und Jazzclub funktionieren sollte, da kein auf wirtschaftlich Optimierung angewiesener Gastronom oder gegen den Markttrend zum kommerziellen Erfolg verdammter Kinomitbetreiber im Boot ist, lässt hoffen. Mit dieser guten Nachricht kann der Jazzclub mit bester Perspektive in das Jahr starten, in dem sein 50-jähriges Bestehen würdig gefeiert werden soll. Damit die mit einem funktionierenden Kulturhaus bei den Politikern verbundene Hoffnung auf ein generelles Aufblühen des Passagehofes sich erfüllt, müssen aber vermutlich noch anderweitige Anstrenungen unternommen werden.

Insgesamt zeigten sich die Gemeinderäte willig, jetzt muss die Kultur liefern. Gemessen am Zweimilliarden-Doppelhaushalt der Stadt war die Willigkeit freilich auch nicht allzu schwierig.