Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 10.2006
Verschiedenes Lesungen / Vorträge

 

Leben und Werk von Bertolt Brecht sind einfach unerschöpflich. Das zeigt allein schon die unermüdliche Tätigkeit der Brecht-Arbeitsstelle in Karlsruhe. Der 85jährige Ernst Schumacher, eine Koryphäe der DDR-Theaterkritik, hat aber gegenüber jüngeren Brecht-Exegeten einen unschätzbaren Vorteil. Er hat den vor fünfzig Jahren verstorbenen Dichter persönlich gekannt und zwar recht gut. Das erklärt auch den Titel seines Erinnerungsbuchs „Mein Brecht“, das er am 4. im Literaturhaus im Prinz-Max-Palais vorstellt.

Aus Rumänien, genauer gesagt aus Temesvar, kommt Catalin Dorian Florescu, der nach seiner Flucht in die Schweiz auf deutsch zu schreiben begann. Sein erster Roman „Wunderzeit“ ist die schnörkellos erzählte Geschichte einer Jugend in zwei Welten, im stickigen sozialistischen Rumänien und in einem Italien, das den Helden wie die Kulisse eines Fellini-Films anmutet. Florescu liest daraus und aus seinem neuen Roman „Der blinde Masseur“ nicht im Literaturhaus, sondern am 5. im Sandkorn-Theater, denn dort wird sein Stück „Die Nacht davor“ uraufgeführt.
Gesänge, Capriccios und Kapriolen stecken in dem Band „Die Truhenorgel“ des Lyrikers Hans Peter Hoffmann, der aber gelegentlich auch Ausflüge in die Prosa unternimmt. Am 17. kommt er ins Literaturhaus und den Band „Langsame Zeit“ bringt er auch noch mit.
Tags darauf (18.) wagen Mitglieder der Karlsruher Literatenrunde den Schritt in die Öffentlichkeit. Da darf man sich überraschen lassen. Der junge Autor Steffen Kopetzky hat mit seinem Opus Magnum „Grand Tour“,, einer epochalen Geschichte über Schlafwagen und die Jagd nach einer sündhaft teuren Uhr, die Literaturkritik gespalten, die einen waren be-, die anderen entgeistert. In seinem neuen Buch Lost/Found backt er kleinere Brötchen in Form von Erzählungen und Kurzgeschichten. Am 23. ist Steffen Kopetzky im Literaturhaus zu finden. Wenn einer eine Reise macht, dann er kann was erzählen, heißt es.
Helge Timmerberg hat schon viele Reisen gemacht Seine Reisereportagen sind u.a. im Stern, der Zeit, im Merian und im Playboy erschienen. Im Sammelband „Tiger fressen keine Yogis“ sind einige seiner besten Reportagen nachzulesen. Eine Reise durch Indien dokumentiert er in seinem neuen Buch „Shiva Moon“, das er am 12. bei BuchKaiser (Kaiserstr.199) vorstellt.
Indien ist Gastland bei der diesjährigen Buchmesse in Frankfurt. Ein Inder eröffnet am 4. die Lesereihe im Grünhaus der Ettlinger Stadtwerke (Hertzstrasse 33 im Industriegebiet Ettlingen). Sudhir Kakar, Schriftsteller und Kulturwissenschaftler von internationalem Renommee, liest „Indische Liebesgeschichten“ und aus seinem Werk „Die Inder“. Die Tänzerin johannadevi, ausgebildet im klassischen indischen Tanz, vermittelt mit Mimik, Gestik und Bewegung einen lebendigen Eindruck indischer Kultur und Lebensart.
Und nun zu etwas ganz anderem: Bernhard Bueb war dreißig Jahre lang Leiter des Internats auf Schloss Salem. Der Titel seines Buches, das er am 26. im Grünhaus vorstellt, ist Programm: „Lob der Disziplin“. Darin propagiert Bueb eine Anti-Kuschelpädagogik. Darüber läßt sich trefflich streiten.
Zu einem Abend mit Lyrik und Chansons lädt das A & S Bücherland (Rintheimer Str.19) am 20. ein. Martin Schmitt, in Karlsruhe schon lange kein Unbekannter mehr, und Maurice Meijer, noch weitgehend unbekannt, versprechen in der Ankündigung „atmosphärische Gedichte, surrealistische Geschichten und rebellische, manchmal sozialkritische Chansons“. Wer selber lesen will und das auch noch vor Publikum, der kann am 5. einfach im A & S Bücherland mit seinem Lieblingsbuch vorbei kommen.
Seit vielen Jahren bekannt, beliebt und erfolgreich, und dabei immer frisch und lebendig, treten unter dem Titel „Die drei von der Denkstelle“ Harald Hurst, Gunzi Heil und Bruno Bärenbold am 18. ab 20.15 Uhr in Beim Schupi, Durmersheimer Str.6, auf.

Die Frau im Schatten von Oskar Schindler

Dem Wirken von Oskar Schindler hat Steven Spielberg mit „Schindlers Liste“ ein bleibendes filmisches Denkmal gesetzt. Seine Frau Emilie spielte im Film kaum mehr als eine Statistenrolle. Dabei hat sie selbst tatkräftig mitgeholfen, Menschen vor dem KZ und dem Tod in den Gaskammern zu retten. Für die geretteten Juden war sie der „Engel von Brünnlitz“. Die Journalistin Erika Rosenberg, die mit ihren Eltern 1936 nach dem Erlass der Rassengesetze aus Deutschland nach Südamerika geflohen ist, hat in Argentinien, wo sie als Journalistin, Übersetzerin und Autorin arbeitet, die im Armenhaus lebende Emilie Schindler getroffen, mit ihr gesprochen und korrespondiert. Das sichtbare Ergebnis dieser Freundschaft, die vor vier Jahren mit dem Tod Emilie Schindlers endete, ist die von ihr herausgegebene Biografie „Ich, Emilie Schindler“, die sie am 25. (20 Uhr) in der Stadtbibliothek vorstellt. Sie wird aber auch wichtige Dokumente aus dem Nachlass der Schindlers präsentieren und danach für ein Gespräch zur Verfügung stehen. Der Eintritt bei der vom Stadtarchiv, der Stadtbibliothek und der Frauenbeauftragten der Stadt gemeinsam organisierten Veranstaltung ist frei. -ko

Veranstaltungsbeginn, wenn nicht anders angegeben, ist 20 Uhr.
ko