Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 09.2006
Verschiedenes Lesungen / Vorträge

 

4. Literaturforum

Literarische Prominenz und auch ein paar lokale Literaturgrößen kann man live erleben beim 4. Karlsruher Literaturforum im Literaturhaus im Prinz-Max-Palais in der Karlstr.10.
Bernd Schroeder liest am 19.(20 Uhr)aus „Hau“, einem Roman nach dem wahren Fall des mutmaßlichen Schwiegermuttermörders Karl Hau. Die Verhandlung vor dem Karlsruher Landgericht gegen den smarten deutsch- amerikanischen Rechtsanwalt brachte vor hundert Jahren die sonst so ruhigen Karlsruher gehörig in Wallung. Es kam zu Tumulten vor Gericht. Auch nach der Verurteilung Haus verstummte die Diskussion über seine Schuld oder Unschuld nicht, zumal Karl Hau selbst zwei Bücher schrieb, in der er seine Sicht des Falls darstellte. Der Schriftsteller Jakob Wassermann wurde dadurch zu einem der berühmtesten Romane der Weimarer Republik inspiriert. „Der Fall Maurizius“. Man darf gespannt sein, was Bernd Schroeder aus der alten Geschichte macht. Dass er Geschichten erzählen kann, hat er schon oft gezeigt, als Fernseh- und Hörspielautor und in mehreren Romanen und Erzählungen.
Als Wilhelm Genazino vor zwei Jahren erstmals vor dem Literaturforum las, hatte er gerade erfahren, dass er mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet wurde. Es war die späte Anerkennung für einen Schriftsteller, der als ewiger Insidertipp galt. Dabei ist Genazino in der deutschen Literatur eine einzigartige Erscheinung,. Mit wachen Sinnen hört er in die deutsche Wirklichkeit hinein, registriert mit großer Genauigkeit die Erschütterungen und Brüche in den Individuen und ihrer Umwelt, entdeckt aber auch immer wieder das Komische im Tragischen und das Tragische im Banalen und fängt es ein mit unnachahmlichen Sätzen, die so leicht daherkommen und so schwer zu machen sind. Ihn zu lesen ist ein Vergnügen, ihn zu hören auch, am 20. (20 Uhr) .
Früh kam der Erfolg für Benjamin Lebert: Mit 16 Jahren schrieb er seinen Erstling „Crazy“, der auch gleich zum Bestseller wurde, seitdem steht er unter dem Druck diesen Erfolg zu wiederholen. Das ist auch schon Thema seines dritten Romans „Kannst du“, dessen Held ein junger erfolgreicher Schriftsteller ist,der an einer Schreibblockade leidet. Mit der Zufallsbekanntsschaft Tanja unternimmt er eine Interrailreise nach Schweden. Aber auch Tanja hat ihre Probleme. Am 22. (20 Uhr) kommt Lebert ins Literaturhaus.
Karl Weyand war vier Jahre lang Leiter des Literaturbüros in Freiburg. Das hat ihn nicht gehindert, selbst literarisch tätig zu werden. „Am Dienstag stürzen die Neubauten ein“ heißt der Erzählband, den er am 23.(19 Uhr) beim Karlsruher Literaturforum vorstellt. Mit der Titelgeschichte hat Weyand in Berlin den „Open Mike“ gewonnen, den bedeutendsten Wettbewerb für deutsche Nachwuchsautoren.
Den hat auch schon mal Markus Orths gewonnen, Aber mittlerweile ist der Wahlkarlsruher vom Niederrhein, nach „Lehrerzimmer“ und „Catalina“, ein Etablierter in der aktuellen deutschen Literatur, ein hochbegabter Erzähler, das zeigt er auch in seinem brandneuen Erzählband „Fluchtversuche“, den er am 23. (20 Uhr) beim Literaturforum vorstellt.
Fantastische Geschichten mit geschichtlichen oder kunsthistorischen Hintergrund sind die Spezialität des gebürtigen Karlsruhers Wolfram Fleischhauer, der sich mit Bücher wie „Die Purpurlinie“ und „Das Buch in dem die Welt verschwand“ eine beachtliche Fangemeinde erschrieben hat. Nach Karlsruhe bringt er seinen gerade erschienenen Roman „Schule der Lügen“(23., 21 Uhr) mit, eine verwickelte Familiengeschichte vor dem Hintergrund der Weimarer Republik.
Das Literaturforum schließt am 24. mit einer langen Sonntagsmatinee (11 Uhr bis 14.30 Uhr), bei der mit Rainer Würth, Ulrich Zimmermann, Karlheinz Kluge, Christoph Köhler und Anja Kümmel gleich fünf Literaten aus Karlsruhe und der Region ihre Visitenkarte abgeben. -ko