Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 09.2005
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Vom Straßenhändler zum Globalisten

Bernd Wolf

Bernd Wolf macht Schmuck. In Stegen bei Freiburg beschäftigt er 35, bundesweit 65 Mitarbeiter. Er verkauft in Europa, den USA, China und Karlsruhe.

In der Fächerstadt begann das Unternehmen Bernd Wolf. Auf der Kaiserstraße verkaufte der Maschinenbaustudent Schmuck. Jeden Samstag, auch nach dem Ende des Studiums, bot er seinen selbst entworfenen Schmuck an. Klappe Auf unterhielt sich mit dem einstigen Energieberater, leidenschaftlichen Tänzer und Naturfreund.

Herr Wolf, wie kommt ein Maschinenbaustudent zum Schmuck´
Bernd Wolf: Ich habe immer viel handwerklich und kreativ gearbeitet. Vor der Deutschen Bank habe ich den Kunden Vorschläge gemacht oder die Wünsche bis zum nächsten Wochenende umgesetzt. Samstags in der Innenstadt, mitten im pulsierenden Karlsruher Leben, das hat mir großen Spaß gemacht und war sehr lukrativ. Als in Karlsruhe eine Glasperlenfabrik geschlossen hatte, habe ich die Restbestände gekauft.
Es hat eine Weile gedauert bis sie sich zwischen Energietechnik und Design entschieden haben...
Wolf: Ich hätte nicht gedacht, dass ich meinen Lebensunterhalt mit Schmuckgestaltung verdiene. Die Entscheidung ist aus dem Bauch gekommen. Selbstständig war ich in beiden Berufen. Schmuck habe ich anfangs sehr intuitiv entworfen. Irgendwann habe ich dahinter die Mathematik gesehen und erkannt, dass jedes Schmuckstück eine symbolische Bedeutung hat, mit der die Trägerin oder der Träger ihre individuelle Persönlichkeit ausdrücken kann. Ich erzähle mit meinen Produkten Geschichten.
Sie waren lange auf den deutschen Markt konzentriert. Was hat sie nach Amerika geführt´
Wolf: Weltweit beliefere ich 350 Juweliere. Amerika´ Eines nachts hatte ich einen Traum, dort zu verkaufen. Den Tag darauf bekomme ich ein Angebot zwei Wochen später in Las Vegas auszustellen. Dort findet die weltweit größte Schmuckmesse statt. Das war der Anfang. Der Markt ist anders. In den USA bin ich mehr in Galerien als in Schmuckgeschäften vertreten. Samuel L. Jackson gehört zu meinen Kunden. Er hat eins meiner Armbänder gekauft. Sie kennen den Schauspieler...´
Sie tragen selbst so ein Band...
Wolf: Ja, das war ein ganz neuer Weg in meiner Arbeit. Man muss den Mut haben zu sagen, das probier’ ich jetzt aus. Dahinter steckt, wie hinter allen meinen Kollektionen eine ungeheure Entwicklungsarbeit, die meine Frau Yvonne mit mir leistet.
China probieren Sie jetzt auch aus´
Wolf: Wir sind nicht hin gegangen. China ist zu uns gekommen. Eine Chinesin hat uns ein Angebot mit einem `Shop in Shop´ System gemacht. Seit 2004 sind wir in China vertreten. Unter dem Motto „made in Germany“ verkaufen wir unseren Schmuck unter anderem in Peking in einer Mall mit 550 Shops. Sie ist ungefähr vier Mal so groß wie das ECE am Ettlinger Tor. Es läuft hervorragend. Durch die ausländischen Märkte kann ich den Erfolg meiner Firma sichern.
Nun importieren Sie das Pekinger Modell nach Karlsruhe´
Wolf: Nein, nicht direkt. Ich eröffne einen Shop im ECE-Center. Es ist mein Mustergeschäft - so sieht Bernd Wolf im Jahr 2005 aus. In Peking war das System zum ersten Mal im Einsatz. Bernd Wolf ist inzwischen eine international anerkannte Marke. Bei meinen Einkäufen und auf Messen sehe ich viele Städte und Center. Ich habe den Eindruck, in Karlsruhe ist das Potential für eine Mall vorhanden.

Interview: lütt, Sep 2005