Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 04.2016
Verschiedenes Lesungen / Vorträge

 

Karlsruhe, Herkunftsw:orte

Aus Anlass der Europäischen Kulturtage hat sich die Literarische Gesellschaft etwas einfallen lassen, die kleine Veranstaltungsreihe „Karlsruhe, Herkunftsw:orte“: Zeitgenössische Autorinnen aus Karlsruhe beschäftigen sich mit Dichterinnen aus Karlsruhe und verewigen ihre Gedanken und Betrachtungen in einem Essay, das sie im Literaturhaus im Prinz-Max-Palais vorstellen.

Zehra Cirak, 1960 in Istanbul geboren, in Karlsruhe aufgewachsen, Lyrikerin und Erzählerin, beschäftigt sich mit Marie Luise Kaschnitz. Die Kaschnitz, 1901 in Karlsruhe geboren, war eine echte Europäerin, mit wechselnden Wohnorten und dazu ständig auf der Reise. Mit ihren Gedichten, Geschichten und Essays war sie eine Meisterin der kleinen Form und die prägende weibliche Stimme der deutschen Nachkriegsliteratur im 20. Jahrhundert. Auf den Spuren von Karoline von Günderrode bewegt sich die junge Germanistikstudentin Esther Stern, die sich bei den beiden letzten Karlsruher Literaturtagen mit eigenen literarischen Texten präsentierte. Karoline von Günderrode (1780 1806) ist eine faszinierende Gestalt der deutschen Romantik. Ein adeliges Fräulein, das sich an den gesellschaftlichen Zwängen und dem Rollenbild der Frau wundrieb und ihr Unbehagen und ihre Sehnsüchte in Gedichten zum Ausdruck brachte. Mit 26 Jahren erstach sie sich am Rheinufer. Christa Wolf hat vor fast dreißig Jahren die Günderrode und die Beschäftigung mit ihr wieder zum Leben erweckt. Die beiden Veranstaltungen sind am 11. und 12. ., die erste Veranstaltung wird moderiert von Hansgeorg Schmidt-Bergmann, die zweite von José F.A. Oliver.
In eigener Sache ist F.A. Oliver, der Dichter aus dem Schwarzwald mit den andalusischen Wurzeln, auch am 17. präsent. Brandneu ist ein Buch von ihm erschienen, die literarische Ausbeute eines längeren Aufenthalts in der türkischen Metropole mit dem sprechenden Titel „21 Gedichte aus Istanbul, 4 Briefe und 10 Fotow:orte“. Darin hält er u.a. auch die schleichende Islamisierung, die Konflikte um den Gezi-Park und den Umgang mit Minderheiten und Flüchtlingen in Erdogans Reich fest.

Melinda Nadj Abonji (14.) ist schon von ihrer Biographie her prädestiniert für das Thema „Wanderungen“. Sie wurde in der serbischen Vojvodina als Angehörige der ungarischen Minderheit geboren und kam als Kind mit ihren Eltern in die Schweiz, wo sie heute noch als Autorin und Musikerin lebt und arbeitet. Für die Recherche zu ihrem Roman „Tauben fliegen auf“ ist sie in ihre alte Heimat gefahren, wo der Hass unter den Völkergruppen immer noch virulent ist. In der Geschichte der Familie Kocsis, die immer mal wieder wegen Hochzeiten und Todesfällen aus der Schweiz in die Vojvodina zurückkehrt und dabei Zeuge des Bürgerkriegs wird, steckt aber viel eigene Erfahrung. Ihr Roman wurde 2010 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet und den Schweizer Buchpreis gab es noch dazu. Veranstaltungsbeginn ist jeweils 19 Uhr.


Literaturhaus im PrinzMaxPalais

Karlstr. 10

76133 Karlsruhe

0721 / 1334087

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