Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 06.2006
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Durlacher WM Pfarrer Ulrichs

Im Hauptberuf ist Hans-Georg Ulrichs Pfarrer an der Stadtkirche Durlach. Zur Zeit ist der begeisterte Hobby-Fußballer allerdings mit einer anderen Aufgabe befasst: Er ist der WM-Beauftragte für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD). Klappe Auf sprach mit dem sportlichen Gottesdiener.

Kommt Sport in der Bibel vor´

Es gibt einige lustig gemeint zitierte Sprüche wie „Gott sprach zu Noah: Gehe Du in den Kasten, ich mache den Sturm“ oder die Anmerkung, dass die „Jünger abseits stehen“. Aber im Ernst: an wenigen Stellen des Neuen Testaments wird auf den antiken Sport angespielt, manchmal wird er sogar positiv aufgegriffen, aber insgesamt hat die kirchliche Tradition den damaligen „Sport“ abgelehnt, weil er mit der griechischen Religion verbunden war. Aber der moderne Sport hat ja auch nichts mit der Antike zu tun, sondern ist ein Produkt der Gentleman-Gesellschaft Englands, der Aufklärungspädagogik und vor allem der Industrie-Gesellschaft mit ihren Massen und ihrer wachsenden Freizeit. Wenn man also biblisch zum modernen Sport Stellung nehmen will, ist man schon richtig herausgefordert. Wichtig ist, dass die biblische Tradition eigentlich sehr körperorientiert ist. Die über so viele Jahrhunderte in den Kirchen tradierte Leibfeindlichkeit kommt eher aus dem griechisch-antiken Denken und ist ein Stiefkind des christlichen Glaubens.


Warum beschäftigt sich die EKD mit dem Sport, insbesondere mit dem Fußball´

Die Kirche wirkt mit ihrer Verkündigung immer öffentlich und möchte die Menschen erreichen, deshalb muss sie sich mit allem beschäftigen, was die Menschen bewegt. Und sie begleitet die Menschen als Individuen und als Kollektiv. Da viele Menschen vom Fußball fasziniert sind und weil die WM ein Riesen-Ding für unser Land ist, ist beides natürlich ein wichtiges Thema auch für die Kirche. Im übrigen haben wir vor wenigen Wochen auf der Sportschule Schöneck das Jubiläum „40 Jahre Kirche und Sport in Baden“ gefeiert. Die Kirche springt jetzt also nicht auf einen aktuellen und populären Zug auf, sondern erweist sich bereits seit Jahrzehnten als verlässliche Partnerin des Sports.


Warum wurden gerade Sie als WM-Beauftragter auserkoren´

Der badische Bischof Ulrich Fischer hat sich auf Bundesebene für eine engagierte kirchliche Arbeit bezüglich der WM ausgesprochen; so kam es zu einer Kooperation zwischen meiner evangelischen Landeskirche und der Evangelischen Kirche in Deutschland. Und da ich seit einigen Jahren für den Sport in der Evangelischen Landeskirche zuständig bin und einiges auch über den Fußball geschrieben habe, hat man mich für diesen Traumjob angefragt. Vom 1. Januar 2005 bis zum 30. August 2006 bin ich für diese Aufgabe von meinem Pfarrdienst an der Durlacher Stadtkirche freigestellt.

Ihr Tipp fürs Endspiel´

Da bin ich auch nicht origineller als die Fachleute: Brasilien ist Favorit. Aber an einem guten Tag können wohl fünf oder sechs andere Teams die Brasilianer vielleicht schlagen. Ich denke dabei an die klassischen großen Fußball-Nationen wie Italien, Frankreich und auch England. Natürlich wünsche ich unserer Mannschaft ein möglichst erfolgreiches Abschneiden, gerne mit einem entscheidenden Tor von Gerald Asamoah. Falls unsere Jungs dann doch ausscheiden, würde ich mich sehr über den Erfolg einer anderen europäischen Mannschaft freuen, die bei Experten schon immer viel Sympathie gefunden hat, als deren Fan man sich aber leider bei uns im Land nicht so gut bezeichnen kann. Aber ich gestehe gerne, dass ich heimlich orangefarbene Socken trage.

Die evangelische und katholische Kirche sind bei der WM gemeinsam am Ball:
www.fangemeinde-ekd.de
www.kirche-am-ball.de
Gemeindehaus Am Zwinger, Durlach, Übertragung der Spiele mit deutscher Beteiligung in familienfreundlicher Atmosphäre.