Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 04.2015
Musik Klassik

 

Musik zum Nahost-Konflikt

Als der arabische Frühling auch Syrien erreichte, setzte Ali Moraly (Foto rechts)alle Hoffnung in die friedlichen Proteste für einen demokratischen Wechsel in seiner Heimat. Doch bald entwickelte sich die Situation zum bewaffneten Konflikt und blutigen Bürgerkrieg. „Es war schnell klar, dass dieses Regime das Heft nicht aus der Hand geben würde“, sagt der 35-jährige Geiger, der im August 2012 beschloss, sein Land zu verlassen. Einer Einladung zu Konzerten in Deutschland folgte der Entschluss, hier Asyl zu beantragen und die Dauer des Konklikts in der Heimat für die musikalische Weiterbildung zu nutzen.

In seiner Heimat hatte Moraly längst sein Studium abgeschlossen, in Damaskus im nationalen Sinfonieorchester, aber auch in Daniel Barenboims Israelis und Araber verbindenden West-Eastern Divan Orchestra gespielt, bevor der Krieg seine Heimat in den Ausnahmezustand versetzte. Mittlerweile lebt Ali Moraly in Karlsruhe, als einer der knapp vier Millionen Menschen, die in den vergangenen Jahren aus Syrien vor schrecklicher Gewalt und enormem Elend flohen. Er ist einer von rund 200.000, die mittlerweile in Europa Aufnahme fanden, Asylant und Master-Student an der Musikhochschule. Er hat die Aufnahmelager und die Bürokratie hautnah kennengelernt, doch Moraly hatte großes Glück. „Meine Erfahrungen waren insgesamt gut, aber ich fürchte, dass dies nicht für alle Syrer gilt, die meist eine kompliziertere Situation nach Deutschland geführt hat“, sagt Moraly, der das Privileg genoss, ganz legal als Musiker nach Deutschland einreisen zu können. Hier erfuhr er viel Unterstützung durch Musikerkollegen, bei denen er Unterschlupf fand und die ihn schließlich auch an die Musikhochschule empfahlen, wo der Syrer ausgerechnet auf den israelischen Violinvirtuosen und Professor Nachum Erlich (Foto links) traf.

„Als ich hörte, dass sich ein Syrer bei mir vorstellen würde, war ich mir unsicher, ob dieser wirklich bei einem Israeli studieren wolle“, sagt Erlich, doch die Vorbehalte verflogen im Nu. „Wenn Menschen wie wir das sagen hätten, herrschte im Nahen Osten längst Frieden“, betont Erlich, der darauf verweist, dass an der Karlsruher Musikhochschule Studierende und Lehrende aus über 50 Nationen zusammenwirken: „Wir tragen hier alle auch Konflikte aus, viel mehr aber erleben wir hier tagtäglich eine große Gemeinschaft.“

Um ein Zeichen zu setzen und diese Botschaft hinauszutragen haben Erlich und Moraly ein Benefizkonzert mit dem Kammerorchester der Musikhochschule initiiert, das unter den Schlagworten „Toleranz - Dialog - Frieden“ schon musikalisch die Botschaft in sich trägt. Neben Johann Sebastian Bach „als universalem Bezugspunkt aller Musiker“ erklingt ein Stück des aus München stammenden israelischen Komponisten Paul Ben Haim und eine eigene Komposition von Ali Moraly: „Schon aus der Ähnlichkeit dieser Werke mit orientalischen Anklängen wird klar, wie verwandt und nah wir uns eigentlich sind“, sagt Erlich. Der Eintritt des Konzerts ist frei, Spenden gehen in die Arbeit mit Flüchtlingskindern in Karlsruhe.

> Fr 24. April 2015, 19 Uhr, Rathaus am Marktplatz, Karlsruhe

Rathaus Karlsruhe

Marktplatz

76133 Karlsruhe

Infos