Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 04.2015
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Cirque Niveau

„Hyrrätytö“ Weltpremiere

„Hyrrä!“ - mit einem Wort, das für sich spricht und doch poetisch verschleiert, worum es sich handeln mag, titelte vor zwei Jahren eine bunte Produktion, die Zirkus sein wollte, und doch auch wieder nicht. Sogar zum Erstaunen ihrer Macher wurde die skurrile Kreuzung verschiedener zirzensischer Disziplinen mit literarischer Poesie und eigenwilliger Livemusik zum Riesenerfolg, der auch das Tollhaus an drei Abenden füllte. Nun hat Stefan Schönfeld seine bunte Truppe erneut zusammengetrommelt und erweitert, um ein neues Stück Cirque Niveau aufzuschlagen: „Hyrrätytö“ erlebt Ende April in Karlsruhe seine Weltpremiere und geht nach vier Vorstellungen auf große Tour. Klappe Auf unterhielt sich im Vorfeld mit dem Freiburger Produzent und Regisseur.

Was macht für dich die Faszination des Zirkus aus?

Stefan Schönfeld: Ich interessiere mich weniger für das Schneller, Höher und Weiter des traditionellen Zirkus, wo alles auf Effekte, das Bunte und Spektakuläre ausgerichtet ist, als vielmehr für den Neuen, modernen Zirkus. Hier geht es um den Menschen, der die Bühne oder die Manege betritt und das, was er denkt und was er mitbringt. Seit einigen Jahren gibt es erfreulicherweise auch eine Reihe von Zirkusschulen wie im kanadischen Montreal, in den Niederlanden oder in Stockholm, wo auf dieser Basis ausgebildet wird.

Was genau versteht Ihr unter Cirque Niveau?

Schönfeld: Dieser Begriff ist entstanden, als wir anfingen, Zirkuskunst mit Texten zu verweben. Dies ist auch für den Neuen Zirkus ungewöhnlich und bringt eine neue Dimension ins Spiel: dass da einer, in unserem Fall Marcus Jeroch, poetische Texte spielt und wir in der Szene darauf Bezug nehmen und passende Bilder suchen. Wir verstehen das „Niveau“ nicht im Sinne von besser, sondern von anders. Dies gilt auch für den Namen, der durch eine finnische Artistin ins Spiel kam, die nun bei der zweiten Ausgabe auch als hervorragende Seiltänzerin mitwirkt. Zum einen bedeutet das finnische Wort „Hyrrä“ Kreisel, zum anderen versteht es jeder hierzulande als jubilierenden Ausruf. Grammatikalisch nicht ganz korrekt, aber sich selbst erschließend ist Hyrrätytö, auf finnisch bedeutet dies „die Tochter des Kreisels“.

Eigentlich war ja Hyrrä schon recht mutig, mit seiner sehr speziellen Ästhetik, die nicht auf den herkömmlichen Glamour setzte, die freie Art von Musik und dem ungewöhnlichen Rhythmus, der die Zeit mal unendlich dehnte, mal Szenen und Bilder hart und schnell brach. Wie erklärst Du Dir den großen Erfolg auch bei einem breiten Publikum?

Schönfeld: Ich suche stets Künstler, die sehr authentisch sind und die eine große Offenheit für die Gruppe mitbringen. Denn wir lernen alle voneinander. Jeder bringt seines ein, wir tun es in einen großen Topf, und ich bin dann derjenige, der darin umrührt. Es hat uns selbst überrascht, dass wir vom Schulkind bis zum Senioren alle begeistern konnten. Ich nehme an, dass das vor allem an zwei Dingen liegt. Zum einen denke ich, dass jeder sieht, dass die Leute auf der Bühne einfach sehr gut sind. Zum anderen ist es aber auch sehr abwechslungsreich und vielfältig, und wenn jemand vielleicht mal eine Textpassage schwierig findet, kommt gleich wieder eine tolle Akrobatik, die er immer schon gerne sieht.

> Hyrrätytö, 30. April bis 3. Mai, jeweils 20 Uhr, außer 3.5. 18 Uhr, Kulturzentrum Tollhaus, Karlsruhe, Alter Schlachthof 35

Tollhaus

Alter Schlachthof 35

76131 Karlsruhe

0721 / 964050

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