Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 03.2015
Kunst, Ausstellungen Kunst

 

art Karlsruhe

Wo sich Kunst trifft

Vier Tage in Bildender Kunst zu baden ermöglicht nunmehr seit einem Dutzend Jahren die art Karlsruhe, die sich mit ihren rund 50.000 Besuchern mit Fug und Recht als eine der drei großen Kunstmessen im deutschsprachigen Raum versteht. Bodenständigkeit, ein angenehmes Flair und eine gute Atmosphäre hat die Messe in den vergangenen Jahren zu einem Höhepunkt für den Kunstmarkt werden lassen, der manchem Galeristen wohl einen erheblichen Teil des Jahresumsatzes beschert.

„Wo sich Kunst trifft“ ist das Motto der diesjährigen Messe, und als Treffpunkt für Kunstfreunde, Sammler, Galeristen und Künstler sind die lichtdurchfluteten Hallen vor den Karlsruher Toren geradezu ideal, unterm Strich allerdings geht es nicht nur um das Treffen, sondern vor allem ums Verkaufen. „Wir machen hier nicht im Geringsten eine documenta oder Biennale“, sagt Ewald Schrade, Ideengeber und Kopf des ambitionierten Unternehmens, der seine Bemühungen ganz in den Dienst der Sammler und der Galeristen stellt, „die mit ihrem Engagement ja gerade die Kunst und die Künstler unterstützen und erhalten“. So ist es ihm bei der zwölften Ausgabe der in allen vier Hallen stattfindenden art Karlsruhe ganz besonders wichtig, den Fokus mehr noch auf die Aussteller zu richten und dem Publikum einen besseren Überblick zu sichern.

Lange hatte der Karlsruher Galerist darüber nachgedacht, warum ausgerechnet im vergangenen Jahr Kritik an der Größe der art aufgekommen war, obwohl diese seit fünf Jahren weitgehend unverändert geblieben war. Etwas zu bekritteln gibt es bei einem auf so breite Akzeptanz ausgerichteten Unterfangen immer: Mal ist es die zu schwache Repräsentanz der neuesten Kunstströmungen, dann vielleicht deren mangelndes inhaltliches Potential, mal das zu Bunte, dann das zu Solide … All das muss einen wie Ewald Schrade kaum anfechten, solange seine Galeristen gute Umsätze einfahren und die Sammler immer etwas von Interesse vorfinden. 2014 jedoch hatten sich die Stimmen gehäuft, die von einem Zuviel sprachen und die FAZ bat stellvertretend „Aber das nächste Mal bitte kleiner“. Für Schrade ist jede Kritik „als Anregung willkommen“, und so hat er reagiert, rund 1000 Quadratmeter Ausstellungsfläche geopfert und die Restaurants in den Hallen neu angeordnet, um mehr Übersicht zu gewähren und die Besucherwege großzügiger zu gestalten: „Solange wir auf 30.000 Besucher kamen, war die bisherige Aufteilung gut, mit 50.000 aber brauchen wir mehr Freiraum.“

Mit rund 210 Ausstellern wurden in diesem Jahr von der Auswahljury etwa zehn Galeristen weniger berücksichtigt als im Vorjahr. Schrade freut sich, dass praktisch sämtliche „Schwergewichte“ der europäischen Galeristenlandschaft wiederkommen und von den 39 Neuzugängen rund die Hälfte aus dem Ausland den internationalen Ruf der art weiter festigen. Nach wie vor freilich stellen die Berliner Galerien neben den Kunsthäusern aus Baden-Württemberg den Grundstock eines soliden Messeangebots, dem die Skulpturenplätze Großzügigkeit verleihen und das sich durch die zahlreichen One-Artist-Shows vom üblichen Kunstgemischtwarenladen abhebt.

Neu ist in diesem Jahr ein nach Farben geordnetes Orientierungssystem, das etwa die Freunde der zeitgenössischen Kunst auf olivenen Pfaden in die dm-Arena führt oder die Interessenten von Fotografie und leicht erschwinglichen Editionen violett zur Halle 1 geleitet. Neu ist neben der der zentralen Abteilung Klassischen Moderne und Gegenwart mit Impressionismus, Expressionismus oder Neuer Sachlichkeit in Halle 3 die Kategorie „Moderne Klassik“ in Halle 2. Hierunter verstehen Schrade und sein Beirat etablierte Gegenwartskunst und arrivierte Künstler im fließenden Übergang zur Klassischen Moderne.

Alle zwei Jahre hat sich bei der art Karlsruhe ein fotografischer Schwerpunkt eingebürgert, der in diesem Jahr mit Gästen aus Ungarn besonders reizvoll besetzt wird. Aus diesem Land stammen zahlreiche Klassiker der Fotografie wie László Moholy-Nagy, André Kértesz, Brassaï, Lucien Hervé oder Martin Munkacsi. Unter dem Titel „Photo Art Budapest“ vermitteln das Ungarische Nationalmuseum, das Robert Capa Center, die Galerie Várfok und die INDA Gallery aus Budapest einen Eindruck von der großen ungarischen Fototradition. Dabei konzentriert sich das Nationalmuseum auf das Werk von Endre Ernő Friedmann (1913 bis 1954), der unter dem Pseudonym Robert Capa durch seine Bilder von vorderster Front, ob im Spanischen Bürgerkrieg oder beim D-Day in der Normandie, und als Mitbegründer der Agentur Magnum Bildjournalismus-Geschichte schrieb.

Als Sonderschau stellt sich die über drei Jahrzehnte aufgebaute Privatsammlung des Ehepaars Christiane Schaufler-Münch und Peter Schaufler vor. Werke von Lucio Fontana, Günter Fruhtrunk, Norbert Kricke und François Morellet gehören zu der Kollektion, die sich insbesondere auf die ZERO-Bewegung, Minimal Art, Konzeptkunst und Konkrete Kunst konzentriert. Die vor zehn Jahren gegründete Stiftung "The Schaufler Foundation" ist Trägerin des Museums Schauwerk Sindelfingen. Die über acht Meter lange und drei Meter hohe Spiegelinstallation „Split" des Briten Gary Webb markiert den Eingang der „Some like it cool“ überschriebenen Sonderschau.

> 5. März bis 8. März 2015, 5.-7., jeweils 12 bis 20 Uhr, 8., 11 bis 19 Uhr, Neue Messe Karlsruhe, Rheinstetten-Forchheim

Messe Karlsruhe und dm-Arena

Messegelände

76287 Rheinstetten

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