Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 04.2006
Verschiedenes Filme

 

Filmstadt Moskau

Mit acht abendfüllenden Spielfilmen und zwei Kurzfilmprogrammen stellt die Kinemathek Karlsruhe die Filmstadt Moskau im Rahmen der Europäischen Kulturtage vor.
Die Filmreihe, die vom 25. bis zum 30.April im „Kino“ im Prinz-Max-Palais zu sehen ist, gibt Einblick in das aktuelle russische Filmschaffen, das in der Regel hiesigen Kinogängern verborgen bleibt. So ist es auch zu erklären, dass die Spielfilme durchweg mit englischen Untertiteln gezeigt werden. Zur Eröffnung am 25. (19 Uhr, Wiederholung 29., 23.15 Uhr) ist „Staub“ von Sergej Loban zu sehen, eine bitterböse, ästhetisch radikale Karikatur der gesellschaftlichen Realität im heutigen Rußland. Der Regisseur ist anwesend und steht für ein Gespräch zu Verfügung - auch am nächsten Abend, ebenfalls um 19 Uhr, zusammen mit seinem Kollegen Aleksej German, dessen Debütfilm „Der letzte Zug“ gezeigt wird. „Der letzte Zug“ ist ein ungewöhnlicher Antikriegsfilm, gedreht in Schwarzweiß. Im Mittelpunkt der Handlung steht ein deutscher Militärarzt, der nach dem Abzug der deutschen Truppen orientierungslos durch das Feindesland taumelt. Am 27. gibt es gleich drei Filme hintereinander. „Mein Stiefbruder Frankenstein“ (17 Uhr, Wiederholung 30., 19 Uhr) von Valerij Todorovskij ist kein Horrorfilm, sondern ein verschlüsselter Kommentar zu den Ereignissen in Tschetschenien. „Die Unsrigen“ (19 Uhr) von Dmitrij Meshkiev zeigt auf konventionelle Weise ein bislang ungewohntes Bild von der Sowjetunion unter deutscher Okkupation, bei dem die Grenzen zwischen gut und böse, zwischen Freund und Feind verschwimmen. In Form einer tragikomischen Parabel wendet sich die Dokumentarfilmerin Marina Rasbezhkina in ihrem ersten Spielfilm „Erntezeit“ (21.15 Uhr, Wiederholung 29., 17 Uhr) der bewegten Vergangenheit Russlands zu.
Am 28. ist das Filmangebot noch üppiger mit drei Spielfilmen und einem Kurzfilmprogramm. Das Melodram „Himmel, Flugzeug, Mädchen“ (17 Uhr, Wiederholung 30., 21.15 Uhr) von Vera Storozeva ist das Remake eines sowjetrussischen Kinohits aus den 60er Jahren. „Alte Frauen“ (19 Uhr, Wiederholung 30., 17 Uhr) von Gennadij Sidorov verbindet die Tradition der Dorfgeschichten des höchst populären Wassilij Schukschin mit der überschwänglichen Filmsprache Kusturicas. Im Mittelpunkt von „Glatteis“ (23 Uhr, Wiederholung 29, 21.15 Uhr), bei dem sich der berühmte Moskauer Filmkritiker Michail Braschinskij zum ersten Mal als Filmemacher versucht hat, steht eine junge Rechtsanwältin, die eine Audiokassette, die die Schuld ihres Klienten beweist, den beiden gegnerischen Parteien zuspielt, um zu sehen, was dann passiert. Vorher (21.15 Uhr) ist ein Kurzfilmprogramm der berühmten Moskauer Filmhochschule WGIK zu sehen. Die WGIK hat mittlerweile Konkurrenz bekommen durch die Höhere Schule für Drehbuch und Regie, die ihre Visitenkarte am 29. (19 Uhr) ebenfalls mit einem Kurzfilmprogramm abgibt. Kuratorin der Reihe „Filmstadt Moskau“ ist die russische Filmhistorikerin Julia Kuniß. In Zusammenarbeit mit ihr entstand auch die gesonderte Publikation, die im „Kino“ erhältlich ist. Darin kann man mehr erfahren über den Stand der Dinge in der russischen Filmszene und nähere Einzelheiten zu den ausgewählten Filmen, die bislang, wenn überhaupt, nur auf Festivals in Deutschland zu sehen gewesen sind.ko

Weiterführende Links

Weitere Infos