Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 09.2013
Kunst, Ausstellungen Ausstellungen

 

200 Jahre G.Braun Verlag

Es dürfte wohl kaum einen Haushalt in Karlsruhe in Karlsruhe geben, in dem nicht ein Erzeugnis des Verlags G. Braun steht. Das kann ein Telefonbuch sein, ein Adressbuch, ein Reiseführer, ein Bildband, Stadt- und Regionalgeschichtliches oder die Mundart-Geschichten von Harald Hurst.

Vor zweihundert Jahren, genauer gesagt, am 7. Oktober 1813 erhielt Gottlieb Braun die großherzogliche „Erlaubniß zur Anlegung eines Sortimentsbuchhandels“ in Karlsruhe. Am 7. Oktober 2013 endet auch die Ausstellung „Fortschritt hat Tradition“ in der Badischen Landesbibliothek, in der die Geschichte des Verlags anhand ausgesuchter Exponate präsentiert wird.

Bei der Übersichtlichkeit des Ausstellungsraums kann natürlich nicht das ganze Sortiment im Lauf von zwei Jahrhunderte ausgebreitet werden, aber es finden sich auch prächtige Buchexemplare aus der Frühzeit des Verlages, ein Traktat, in dem in aller wissenschaftlichen Ausführlichkeit vor der Vergiftung durch Würste gewarnt wurde, prächtige Ansichten von der Stadt und der Region, ein allerliebst aufgemachter Dichter-Almanach. Bereits 1818 erschien der erste „Wegweiser für die Großherzogliche Residenzstadt Karlsruhe“, den Vorläufer des immer noch existierenden „Adressbuch der Stadt Karlsruhe“, der über die Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg so etwas wie eine unspektakuläre Geschichte der Stadt darstellt, ihrer Bevölkerungsentwicklung, ihrer Erweiterung um neue Stadtteile oder gewachsenen Vororte, die sie sich durch Eingemeindung einverleibt hat.

1820 erhält Gottlieb Braun, der übrigens geborener Böblinger und damit waschechter Schwabe war, die Erlaubnis, eine eigene Druckerei zu eröffnen. Immer breiter wurde die Angebotspalette des Verlags, 1831 erscheint die Zeitschrift „Badischer Merkur“, 1847 übernimmt der Verlag die „Karlsruher Zeitung“, die wie Gottlieb Braun und sein Nachfolger Albert Knittel , treu zur Monarchie und zur herrschenden Regierung steht. Heimatverbundenheit signalisierte die Übernahme der Druckaufträge und der Veröffentlichungen der Badischen Heimat.
Bei zwei Bombardements im Zweiten Weltkrieg wird das Verlagsgebäude in der Karl-Friedrich-Straße fast völlig zerstört, aber der Verlag lässt sich nicht unterkriegen, ist schon kurze Zeit danach wieder voll im Geschäft, 1961 erscheint erstmals die Zeitschrift „Welt am Oberrhein“ aus der sich zehn Jahre später die noch schönere und bessere Zeitschrift „In Baden-Württemberg“ entwickelt, in der unter anderem Harald Hurst über Land und Leute schrieb.
Harald Hurst wurde der Leib- und Magen-Autor des Buchverlags von G.Braun und sollte eigentlich das Zugpferd für ein eigenes anspruchsvolles Belletristikprogramm werden, das sich dann doch nicht durchsetzte. Stattdessen setzte man auf Begleitliteratur zur erfolgreichen SWR-Seifenoper „Die Fallers“ und auf das neue Genre Regionalkrimi mit Autoren wie Roland Lang, Bruno Paulot und Eva Klingler.
Wie die Ausstellung verrät, versuchte der Verlag trotz aller Heimatverbundenheit und des eher konservativen Images immer auf der Höhe der Zeit zu sein, zu den „neuen“ Medien Schallplatte und Tonband gab es die entsprechenden Fachzeitschriften, 1980 erscheint erstmals die Zeitschrift „Video Spezial“.
Zehn Jahre lang bis 2011 gehörte der Buchverlag zur schwäbischen Weinbrenner-Verlagsgruppe, ohne den Sitz in Karlsruhe aufzugeben, danach ist er unter den Fittichen der Telefonbuchverlage in den Schoß der Verlagsfamilie zurückkehrt und entfaltet seine Qualitäten vor allem in schön gemachten, lesefreundlichen, instruktiven regionalgeschichtlichen Darstellungen sowie in Stadt-, Reise- und Wanderführern.

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