Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 06.2013
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WeltKultur / GlobalCulture

Neues im Landesmuseum Vertrautes und Gewohntes hat manchmal einen fernen Ursprung, und Fremdes überrascht mit Wurzeln in der eigenen Heimat. Wie sich Kulturen beeinflussen und verändern, wenn sie sich begegnen, ist ein Thema der neuen Abteilung WeltKultur / GlobalCulture des Badischen Landesmuseums im Schloss Karlsruhe. Mit ihrer Eröffnung am 29. Juni ist die über Jahre hinweg nach und nach vorgenommene Neupräsentation der Dauerausstellungen im Karlsruher Schloss vorerst beendet. Klappe Auf befragte die Kuratorin Schoole Mostafawy (Foto) zur neu eingerichteten Abteilung.

Was zeigt die Ausstellung?

Mostafawy: Es handelt sich um eine völlig neue Abteilung, die den Gedanken umsetzt, dass sich Kulturen wechselseitig durchdringen: Auf die Begegnung mit dem Fremden folgt eine Aneignung seiner Errungenschaften und die Abwandlung in etwas Eigenes. Wir können dies über Jahrhunderte an vielen Beispielen zeigen. So wurde das Kobaltblau des Blau-Weiß-Porzellans, das wir mit China assoziieren, aus dem islamischen Kulturkreis importiert. Die Keramik fand dann, teilweise wieder über die islamische Vermittlung, ihren Weg nach Meißen, in die Niederlande und nach Italien. Ähnliche transkulturelle Phänomene kann der Besucher mit einer Art „Wanderkarte“ im ganzen Haus entdecken.

Welches Anliegen hat die Präsentation?

Mostafawy: Sie distanziert sich von einem Modell, das Kulturen als autonome Inseln oder abgeschlossene Kugeln versteht. Wir setzen in die Museumspraxis um, was seit den 1990er Jahren diskutiert wird: Dass wir Menschen trotz aller Unterschiede ein gemeinschaftliches kulturelles Erbe haben. Gezeigt wird dies nicht nur anhand von Gegenständen, sondern auch an Menschen, an Fauna und Flora. Es zeigt sich, dass auch Identitäten nicht statisch, sondern im Wandel begriffen sind.



Die Ausstellung mündet in einem Forum. Was erwartet die Besucher dort?

Mostafawy: In diesem Raum - Ausstellungsraum und Aktionsfläche zugleich - wollen wir mit wechselnden Projekten, auch unter Beteiligung von Mitbürgern unterschiedlicher Herkunft, Denkanstöße geben. Den Anfang macht die in Spanien geborene Filmemacherin Ana Maria Rios Garcia. In ihrem Projekt WeltenBürger kommen Menschen zur Sprache, die zunächst nicht als „klassische“ Migranten wahrgenommen werden, wie ZKM-Vorstand Peter Weibel. Außerdem installieren wir einen interaktiven Wohnraum, in dem man erfahren kann, woher alltägliche Gegenstände wie Papier, Tinte, Brille oder Kabel stammen.